Das Horn von Wanza

Das Horn von Wanza ist eine zuerst 1881 erschienene Erzählung von Wilhelm Raabe.

Auf der Oberfläche ist es eine 1865 spielende, ganz muntere, nicht selten spannende, gelegentlich verdutzende Erzählung vom herablassenden Besuch des Göttinger Studenten Grünhage im [fiktiven] Städtchen Wanza im Südharz, um eine vor 50 Jahren aus dem Familiengesichtskreis verschwundene Tante wieder aufzutun. Er trifft sie bei guter Gesundheit, wie auch den – für ihn ein stärkeres Motiv zu seiner Fußwanderung – ehedem berühmtesten Senior seiner studentischen Verbindung, jetzt Bürgermeister. Er lernt etliche Leute aus deren Umgang kennen, darunter den Nachtwächter von Wanza – der nicht mehr nachts auf seinem althergebrachten Horn blasen darf – daher der Titel der Erzählung. Erzählerisch geschickt verflochten erfährt er von allen diesen ihre Lebensgeschichte, und über seinen verstorbenen Onkel mehr als gut tut. Alles führt – in vielfältiger Lebenslauf-Verflechtung – immer zurück in die längst untergepflügt geglaubte „Alte Zeit“. Es ist die Zeit um 1815, die der eben überstandenen Napoleonischen Kriege. Alles scheint nunmehr beruhigt und geklärt. Grünhages kopfreiche Familie wird freundlich eingeladen und kommt gegen Ende mit der Postkutsche an, sogar eine Heirat zeichnet sich im allerletzten Absatz ab.

Es liest sich obenhin humorvoll-heiter, gar mit Happy End. Darunter aber ist es ein schlimmes Panorama alten Leides. Im Zentrum steht der sich langsam formierende, scharf kontrastierende Lebenslauf zweier Frauen. In ihren frühen Bindungen beide blutjung tiefunglücklich geworden, berichten sie davon im hohen Alter – und alle Anderen aus je deren Gesichtspunkt. Es ist alles noch da. Sie haben seither mit ihren erschreckenden Seelennarben zu leben lernen müssen. Open end: Eine neue Heirat zeichnet sich ab.

Werke von Wilhelm Raabe

Erzählungen und Novellen
Der Weg zum Lachen | Die alte Universität | Der Student von Wittenberg | Weihnachtsgeister | Lorenz Scheibenhart | Einer aus der Menge | Der Junker von Denow | Wer kann es wenden? | Aus dem Lebensbuch des Schulmeisterleins Michel Haas | Ein Geheimnis | Auf dunkelm Grunde | Die schwarze Galeere | Unseres Herrgotts Kanzlei | Das letzte Recht | Eine Grabrede aus dem Jahre 1609 | Holunderblüte | Die Hämelschen Kinder | Keltische Knochen | Else von der Tanne | Die Gänse von Bützow | Sankt Thomas | Gedelöcke | Theklas Erbschaft | Im Siegeskranze | Der Marsch nach Hause | Des Reiches Krone | Deutscher Mondschein | Meister Autor oder Die Geschichten vom versunkenen Garten | Höxter und Corvey | Frau Salome | Vom alten Proteus | Eulenpfingsten | Die Innerste | Der gute Tag | Auf dem Altenteil | Wunnigel | Deutscher Adel | Das Horn von Wanza | Fabian und Sebastian | Villa Schönow | Pfisters Mühle | Zum wilden Mann | Ein Besuch | Im alten Eisen | Der Lar | Gutmanns Reisen | Kloster Lugau | Hastenbeck

Romane
Die Chronik der Sperlingsgasse | Ein Frühling | Die Kinder von Finkenrode | Der heilige Born | Nach dem großen Kriege | Die Leute aus dem Walde | Der Hungerpastor | Drei Federn | Abu Telfan | Der Schüdderump | Der Dräumling | Christoph Pechlin | Horacker | Alte Nester | Prinzessin Fisch | Unruhige Gäste | Das Odfeld | Stopfkuchen | Die Akten des Vogelsangs

Fragmente
Altershausen