Eduard Bauer (Fußballspieler)

Eduard „Edi“ Bauer (* 13. Februar 1894; † 4. März 1948) war ein österreichischer Fußballspieler auf der Position eines Stürmers sowie späterer Trainer.

Mit seinem Verein, Rapid Wien, gewann er elfmal die österreichische Meisterschaft, davon achtmal als Spieler und dreimal als Trainer.
Von 1945 bis zu seinem Tod 1948 war Bauer Cheftrainer der österreichischen Nationalmannschaft.

Karriere

Serienmeister mit Rapid

Sein Debüt in der ersten Mannschaft Rapids feierte er als Siebzehnjähriger im Jahr 1911. Mit den Grün-Weißen, deren Kampfmannschaft sich 1910 wegen totaler Überschuldung des noch jungen Vereins komplett aufgelöst hatte und von Dionys Schönecker durch erst 16- bis 18-jährige Nachwuchstalente der Jugendmannschaft wie Rigo Kuthan, Krcal, Franz Schediwy sowie Franz und Josef Brandstetter ersetzt werden musste, gewann er in der Premierensaison der österreichischen Fußballmeisterschaft 1911/12 sensationell den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte der Hütteldorfer. In den nachfolgenden Jahren bis 1923 gewann er mit Rapid noch sieben Mal die Meisterschaft, wobei er selbst – zumeist auf der Position des rechten Außenstürmers – in 190 Spielen 134 Tore zu dieser Erfolgsserie beisteuern konnte. Der Stürmer stand auch in den beiden Cupfinalspielen 1919 und 1920 am Platz, als Rapid die ersten beiden Pokalbewerbe Österreichs für sich entscheiden konnte.

Karriere im Nationalteam

Für die Nationalmannschaft spielte Edi Bauer erstmals am 22. Dezember 1912 beim 3:1-Auswärtssieg über Italien in Genua. Kriegsbedingt bestritt er mit dem Team ansonsten nur die Duelle mit dem Erzrivalen Ungarn und der neutralen Schweiz. Das Match gegen die Schweizer Nationalelf am 9. Mai 1918 war auch eines seiner besten Teamspiele in seiner Karriere. Bauer erzielte die Tore zum 2:0 und zum 4:1, wobei besonders sein zweiter Treffer, dem ein langes Solo Bauers von der Mittellinie weg vorausging, sehenswert war. Die übrigen Tore für Österreich erzielten in dieser Partie Wilda, Koželuh und Studnicka. Seine Teamkarriere endete schließlich nach dem zweiten Duell gegen die Schweiz am 1. Mai 1921 (2:2 in St. Gallen) nach 23 Einsätzen und 13 Toren für sein Heimatland. Daneben bestritt Edi Bauer auch 16 Spiele in der Wiener Auswahl.

Mitropacupsieger als Rapid-Trainer

1926 wurde Edi Bauer als Nachfolger des Briten Stanley Willmots, der mit der Mannschaft in der Vorsaison nur den enttäuschenden fünften Rang erreichte, Trainer von Rapid. Sein mit Abstand größter Erfolg auf der grün-weißen Trainerbank wurde der Gewinn des Mitropacups 1930, dem Vorläufer des heutigen Europapokals. Nachdem sich die Hütteldorfer zuvor bereits zwei Mal erst im Endspiel geschlagen geben mussten, blieben sie nach einer 2:3-Niederlage in Wien auswärts in Prag mit 2:0 gegen die dortige Sparta erfolgreich und holten den begehrten Titel erstmals nach Österreich. Nach drei gewonnenen Meisterschaften und einem Pokalsieg verließ Bauer schließlich 1936 den Verein. Im Folgenden assistierte er als Trainer eine Zeit lang Hugo Meisl bei der Nationalmannschaft. 1938 wurde er Trainer bei SV Polizei Hamburg.

Trainer der österreichischen Nationalmannschaft

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Edi Bauer die ehrenvolle Aufgabe zu, die Nationalmannschaft des wiedererstandenen Österreichs zu trainieren und wieder an die internationale Spitze heranzuführen. Am 19. September 1945 übernahm er von Karl Zankl, der das Team in den ersten beiden Nachkriegsländerspielen betreute und dabei zweimal gegen die ungarische Nationalelf verlor, das Amt des österreichischen Teamchefs. Unter seiner Leitung erreichten die Österreicher am 6. Dezember 1945 mit einem 4:1-Erfolg gegen die französische Nationalmannschaft ihren ersten Sieg nach dem Zweiten Weltkrieg. Edi Bauer bewies Mut, indem er versuchte rund um den bereits arrivierten Führungsspieler Bimbo Binder eine erfolgreiche Mannschaft aus jungen, hungrigen Spielern zu formen. Dabei nahm er keine Rücksicht auf prominente Namen und wagte gerne Experimente. In seiner Ära debütierten zahlreiche Spieler, die bald wieder vergessen waren, aber auch eine Vielzahl der späteren Stars, die 1954 mit dem Team den dritten Platz bei der Fußballweltmeisterschaft belegten. Er holte Talente wie Walter Zeman und Alfred Körner von Rapid, Turl Wagner von Wacker, Ernst Stojaspal von der Austria und den 22-jährigen Rapidler Ernst Happel in die Nationalmannschaft und gab auch Ocwirk und Decker, die unter Zankl debütierten, aber nicht überzeugen konnten, eine weitere Chance. Weitsicht bewies er auch mit der ersten Teamberufung des damals 25-Jährigen, noch beim Villacher SV in der Kärntner Landesklasse tätigen Amateurs Ernst Melchior. Das Außergewöhnliche an dessen Einberufung war, dass in der Geschichte des österreichischen Fußballs nach Franz Fuchsberger vom SV Urfahr im Jahr 1936 erst das zweite Mal ein Teamchef einem Amateurkicker aus den Bundesländern eine Chance im österreichischen Nationalteam gewährte. Nach Melchiors glänzendem Auftritt im Länderspiel gegen Ungarn am 14. April 1946 wetteiferten sowohl Rapid als auch Austria um den neuen Stürmerstar, der auf dem Feld so hervorragend mit Ernst Ocwirk harmonierte. Mit seinem Mut und seiner Weitsicht legte Bauer den Grundstein für die erfolgreiche Mannschaft der goldenen fünfziger Jahre.

Höhepunkt und zugleich das letzte Spiel von Edi Bauer war der triumphale 5:1-Erfolg Österreichs am 9. November 1947 im Wiener Stadion gegen den zweifachen Weltmeister Italien. Eduard Bauer verstarb am 4. März 1948 – noch während seiner Amtstätigkeit – überraschend an den Folgen einer Magenoperation.[1] Er wurde am Ottakringer Friedhof bestattet.[2] Nach seinem plötzlichen Ableben übernahm der eben aus der Schweiz zurückgekehrte ehemalige Wunderteamspieler Walter Nausch die Leitung der Nationalmannschaft.

Stationen

Als Spieler

Als Trainer

Titel und Erfolge

als Spieler

als Trainer

ÖFB Länderspiele unter Teamchef Eduard Bauer

11 Länderspiele unter Teamchef Eduard Bauer

Legende

  • H = Heimspiel
  • A = Auswärtsspiel
  • grüne Hintergrundfarbe = Sieg Österreichs
  • gelbe Hintergrundfarbe = Unentschieden
  • rote Hintergrundfarbe = Niederlage
Nr. Datum Ergebnis Gegner Austragungsort Anlass Bemerkung
195 06.12.1945 4:1 Frankreich Frankreich H Wien
196 14.04.1946 3:2 Ungarn 1918 Ungarn H Wien
197 05.05.1946 1:3 Frankreich Frankreich A Paris (FRA)
198 06.10.1946 0:2 Ungarn 1918 Ungarn A Budapest (HUN)
199 27.10.1946 3:4 Tschechoslowakei Tschechoslowakei H Wien
200 10.11.1946 0:1 Schweiz Schweiz A Bern (SUI)
201 01.12.1946 2:3 Italien Italien A Mailand (ITA) 100. Auswärtsspiel
202 04.05.1947 2:5 Ungarn 1946 Ungarn A Budapest (HUN)
203 14.09.1947 4:3 Ungarn 1946 Ungarn H Wien
204 05.10.1947 2:3 Tschechoslowakei Tschechoslowakei A Prag (TCH)
205 09.11.1947 5:1 Italien Italien H Wien
  • Eintrag im Rapidarchiv

Einzelnachweise

  1. «Edi Bauer gestorben». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 5. März 1948, S. 4. 
  2. Grabstelle Eduard Bauer@1@2Vorlage:Toter Link/www.friedhoefewien.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Wien, Ottakringer Friedhof, Gruppe 21, Reihe 15, Nr. 1A.
Torschützenkönige der österreichischen Fußballmeisterschaft

1912 Schwarz | 1913 Kuthan | 1914 Neumann | 1915 Deutsch | 1916 Kuthan | 1917 Bauer / Neubauer | 1918 Bauer | 1919 Uridil | 1920 Uridil / Winkler | 1921 Uridil | 1922 Kuthan | 1923 Swatosch | 1924 Wieser | 1925 Wieser | 1926 Wieser | 1927 Schall | 1928 Schall | 1929 Schall | 1930 Weselik | 1931 Schall | 1932 Schall | 1933 Binder | 1934 Bican | 1935 Kaburek | 1936 Hahnemann | 1937 Binder | 1938 Binder | 1939 Binder | 1940 Binder | 1941 Binder | 1942 Jelinek / Reitermaier | 1943 Kerbach | 1944 Decker | 1945 Fischer | 1946 Stojaspal | 1947 Stojaspal | 1948 Stojaspal | 1949 Habitzl | 1950 Decker | 1951 Dienst | 1952 Stojaspal | 1953 Dienst / Stojaspal | 1954 Dienst | 1955 Brousek | 1956 Buzek | 1957 Dienst | 1958 Horak | 1959 Hof | 1960 Cejka | 1961 Nemec | 1962 Nemec | 1963 Hof | 1964 Nemec | 1965 Gayer | 1966 Buzek | 1967 Starek | 1968 Bjerregaard | 1969 Köglberger | 1970 Kaltenbrunner | 1971 Kreuz | 1972 Riedl | 1973 Breuer | 1974 Krankl | 1975 Köglberger | 1976 Pirkner | 1977 Krankl | 1978 Krankl | 1979 Schachner | 1980 Schachner | 1981 Jurtin | 1982 Bakota | 1983 Krankl | 1984 Nyilasi | 1985 Polster | 1986 Polster | 1987 Polster | 1988 Stojadinović | 1989 Pacult | 1990 Rodax | 1991 Daněk | 1992 Westerthaler | 1993 Daněk | 1994 Jurčević / Pfeifenberger | 1995 Sané | 1996 Vastić | 1997 Wagner | 1998 Frigård | 1999 Glieder | 2000 Vastić | 2001 Gilewicz | 2002 Brunmayr | 2003 Lawarée | 2004 Kollmann | 2005 Mayrleb | 2006 Kuljić / Linz | 2007 Zickler | 2008 Zickler | 2009 Janko | 2010 Hofmann | 2011 Linz | 2012 Jantscher / Maierhofer | 2013 Hosiner | 2014 Soriano | 2015 Soriano | 2016 Soriano | 2017 Kayode | 2018 Dabbur | 2019 Dabbur | 2020 Weissman | 2021 Daka | 2022 Adeyemi | 2023 Burgstaller | 2024 Konaté

Personendaten
NAME Bauer, Eduard
ALTERNATIVNAMEN Bauer, Edi
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Fußballspieler und -trainer
GEBURTSDATUM 13. Februar 1894
STERBEDATUM 4. März 1948