Krulltopologie

Die Krulltopologie, nach Wolfgang Krull, ist eine Topologie auf der Galoisgruppe einer nicht notwendigerweise endlichen Körpererweiterung L / K {\displaystyle L/K} , so dass diese zu einer so genannten topologischen Gruppe wird.

Definition für Galoiserweiterungen

Es sei L / K {\displaystyle L/K} eine nicht notwendigerweise endliche galoissche Körpererweiterung. Für eine unendliche Erweiterung bedeute dabei galoissch, dass die Erweiterung separabel ist und zu jeder endlichen galoisschen Teilerweiterung K M L {\displaystyle K\subseteq M\subseteq L} auch die normale Hülle von M {\displaystyle M} enthält.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Krulltopologie zu definieren:

1. Man definiert die Umgebungsbasis des neutralen Elements als die Menge

{ G ( L / M ) K M L ,   [ M : K ] < } {\displaystyle \{G(L/M)\mid K\subseteq M\subseteq L,\ [M:K]<\infty \}}

der Galoisgruppen für über K {\displaystyle K} endliche Teilerweiterungen M {\displaystyle M} .[1]

2. Es gibt eine kanonische Bijektion

G ( L / K ) = lim M G ( M / K ) , {\displaystyle G(L/K)=\lim _{M}G(M/K),}

wobei M {\displaystyle M} alle über K {\displaystyle K} endlichen Teilerweiterungen K M L {\displaystyle K\subseteq M\subseteq L} durchläuft. Versieht man die endlichen Gruppen G ( M / K ) {\displaystyle G(M/K)} mit der diskreten Topologie und den projektiven Limes mit der Limestopologie, so erhält man dieselbe Topologie wie unter 1. Mit dieser Darstellung ist ersichtlich, dass G ( L / K ) {\displaystyle G(L/K)} eine proendliche Gruppe ist.

Hauptsatz der Galoistheorie

Die Bedeutung der Krulltopologie liegt darin begründet, dass sie es ermöglicht, den Hauptsatz der Galoistheorie auf unendliche Galoiserweiterungen auszudehnen: Ist L / K {\displaystyle L/K} eine unendliche Galoiserweiterung, so gibt es eine kanonische Bijektion zwischen Teilerweiterungen K M L {\displaystyle K\subseteq M\subseteq L} und abgeschlossenen Untergruppen von G ( L / K ) {\displaystyle G(L/K)} : Einer Erweiterung M {\displaystyle M} entspricht die Untergruppe

G ( L / M ) G ( L / K ) , {\displaystyle G(L/M)\subseteq G(L/K),}

einer Untergruppe U G ( L / K ) {\displaystyle U\subseteq G(L/K)} die Erweiterung

L U = { x L σ x = x   f u ¨ r   a l l e   σ U } . {\displaystyle L^{U}=\{x\in L\mid \sigma x=x\ \mathrm {f{\ddot {u}}r\ alle} \ \sigma \in U\}.}

Eine Teilerweiterung M / K {\displaystyle M/K} ist genau dann normal (und damit galoissch), wenn G ( L / M ) {\displaystyle G(L/M)} ein Normalteiler in G ( L / K ) {\displaystyle G(L/K)} ist; die Galoisgruppe G ( M / K ) {\displaystyle G(M/K)} ist kanonisch isomorph zum Quotienten G ( L / K ) / G ( L / M ) {\displaystyle G(L/K)/G(L/M)} .

Darstellungen

Es sei K {\displaystyle K} ein Körper und K s e p {\displaystyle K^{\mathrm {sep} }} ein separabler Abschluss von K {\displaystyle K} . Weiter sei V {\displaystyle V} ein Vektorraum (über irgendeinem Körper). Versieht man G L ( V ) {\displaystyle \mathrm {GL} (V)} mit der diskreten Topologie, so sind Darstellungen von G ( K s e p / K ) {\displaystyle G(K^{\mathrm {sep} }/K)} auf V {\displaystyle V} genau dann stetig, wenn sie über einen endlichen Quotienten G ( M / K ) {\displaystyle G(M/K)} für eine endliche Erweiterung M / K {\displaystyle M/K} faktorisieren. Die Kategorie der stetigen Darstellungen von G ( K s e p / K ) {\displaystyle G(K^{\mathrm {sep} }/K)} ist also in diesem Sinne die Vereinigung aller Kategorien von Darstellungen der Gruppen G ( M / K ) {\displaystyle G(M/K)} für endliche Erweiterungen M / K {\displaystyle M/K} .

Verallgemeinerung: Nicht algebraische Erweiterungen

Es sei L / K {\displaystyle L/K} eine beliebige Körpererweiterung. Die Krulltopologie auf der Gruppe Aut ( L / K ) {\displaystyle \operatorname {Aut} (L/K)} der Körperautomorphismen von L {\displaystyle L} , die K {\displaystyle K} elementweise festlassen, ist diejenige Topologie, für die die Untergruppen

G ( S ) = { σ Aut ( L / K ) σ s = s   f u ¨ r   a l l e   s S } {\displaystyle G(S)=\{\sigma \in \operatorname {Aut} (L/K)\mid \sigma s=s\ \mathrm {f{\ddot {u}}r\ alle} \ s\in S\}}

für endliche Teilmengen S L {\displaystyle S\subseteq L} eine Umgebungsbasis des Einselementes bilden. Aut ( L / K ) {\displaystyle \operatorname {Aut} (L/K)} wird mit dieser Topologie zu einer topologischen Gruppe.

Einzelnachweise

  1. Ina Kersten: Brauergruppen. Universitätsdrucke Göttingen, 2007, ISBN 978-3-938616-89-5, §15.2 (Online [abgerufen am 26. Januar 2017]).