Musikjahr 1520

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Weitere Ereignisse

Musikjahr 1520
Capirola Lautenbuch Einer der Schüler von Vincenzo Capirola vollendet 1520 in Venedig das so genannte Capirola-Lautenbuch. Es handelt sich – wie in der Abbildung zu sehen – um eine reich illustrierte Handschrift, die nicht nur Kompositionen, sondern im Vorwort auch Informationen zur Spieltechnik enthält. Das Lautenbuch gibt damit wichtige Aufschlüsse über das Lautenspiel während der italienischen Renaissance.

Dieser Artikel behandelt das Musikjahr 1520.

Ereignisse

Field of the Cloth of Gold von James Basire, 1774, Stich nach einem zeitgenössischen Ölgemälde, vorne links Heinrich VIII.
  • 07. Juni – 24. Juni: Der König von Frankreich, Franz I., und der König von England, Heinrich VIII., treffen sich auf dem Camp du Drap d’Or (engl. Field of the Cloth of Gold, dt. Feld des Güldenen Tuches), einem Ort in der französischen Gemeinde Balinghem zwischen Ardres und Guînes in der Nähe von Calais. Die diplomatische Zusammenkunft in einem provisorischen Heereslager erhält ihren Namen später durch die prunkvolle Gestaltung der Zeltunterkünfte und der luxuriösen goldbestickten Kostüme, mit der die beiden Delegationen einander beeindrucken und ausstechen wollen. Offizielles Ziel des Treffens ist die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Königshäusern. Die Herrscher werden von ihren Hofkapellen begleitet, die für das musikalische Rahmenprogramm zuständig sind. Leiter der Hofkapelle von Franz I. ist Jean Mouton, Leiter der Hofkapelle von Heinrich VIII. ist William Cornysh.
  • Martin Agricola ist Musiklehrer in Magdeburg. Als sich die Reformation in der Stadt durchsetzt, schließt Agricola sich ihr an.
  • Bonifacius Amerbach, der zuvor in Basel und Freiburg im Breisgau studiert hatte, beendet von 1519 bis 1525 seine Ausbildung an der Universität Avignon, wo er Schüler von Andreas Alciatus ist. Sein Studium wird er mit einer Promotion zum Doktor beider Rechte abschließen.
  • Jakob Arcadelt ist von 1516 bis 1524 Chorknabe („vicariot“) unter den Chorleitern Lambert Masson und Charles de Niquet an der Kollegiatkirche St. Aubain seiner Heimatstadt Namur.
  • Pietro Aron, der seit 1516 Priester in Imola ist, arbeitet von 1520 bis Juni 1522 dort als Sänger an der Kathedrale und gibt in der Stadt Musikunterricht.[1]
  • Hans Buchner ist Domorganist am Münster zu Unserer Lieben Frau in Konstanz.
  • Vincenzo Capirola ist in Venedig tätig. Einer seiner Schüler vollendet in Venedig das so genannte Capirola-Lautenbuch.
  • Marco Cara steht seit 1495 und bis 1525 als Lautenvirtuose im Dienst der Familie Gonzaga in Mantua, die zu seiner Zeit Künstler aller Richtungen fördert.
  • Carpentras ist Kapellmeister der päpstlichen Kapelle in Rom unter dem Medici-Papst Leo X., der ein begeisterter Gönner der Musik und der Künste ist.
  • Marco Antonio Cavazzoni wirkt zwischen 1517 und 1524 in Venedig als Sänger am Markusdom und Organist an Santo Stefano. 1520–1521 hält er sich im Vatikan auf, um vor Papst Leo X. aufzutreten.
  • Nicolas Champion ist als Kanoniker-Kantor in Lier Nachfolger des verstorbenen Kantors Nicolas de Leesmeester. Er bleibt weiterhin zeitweilig im Dienst der Hofkapelle Karls V.
  • Josquin Desprez ist seit 1504 Propst an seiner früheren Wirkungsstätte Condé-sur-l’Escaut. Er wird als monsieur le prevost messire Josse des pres bezeichnet. Die Stellung ist für den ehemaligen Kapellmeister nicht nur wegen seines dortigen Haus- und Grundbesitzes attraktiv, sondern noch mehr wegen der guten Personalausstattung der Kirche und der Qualität der dortigen Musikausübung, die nur noch von der Kathedrale in Cambrai und von Saint-Vincent in Soignies übertroffen wird. Der Propst hat hier (nach einer Aufstellung aus dem Jahr 1523) die weltliche Macht im Kirchensprengel inne und ist der Vorgesetzte des Dekans, des Schatzmeisters, von 25 Kanonikern, 18 Kaplänen, 16 Vikaren und sechs Chorknaben, dazu einigen Priestern ohne Pfründe; in den aufwändig gestalteten Gottesdiensten wirkt in der Regel ein Chor aus den Vikaren und Chorknaben mit, so dass bis zu 22 musikgeübte Stimmen zur Verfügung stehen und bis zu sechsstimmige Werke aufgeführt werden können. In dieser Stellung wirkt Josquin Desprez 17 Jahre lang bis zu seinem Lebensende.
  • Sixt Dietrich, der in Konstanz Lehrer der Chorknaben in Musik und Latein ist und im Vorjahr zum Diakon geweiht wurde, erhält am 30. April 1520 Pfründe am Münster in Konstanz.
  • Antonius Divitis ist Sänger der Hofkapelle des französischen Königs Franz I.
  • Juan de Espinosa wirkt um 1520 in Toledo, obwohl er als in Burgos tätiger Kanoniker erwähnt wird.
  • Costanzo Festa, der möglicherweise bei Jean Mouton in Paris studiert hat, ist seit 1517 päpstlicher Kapellsänger in Rom und wird später Leiter dieses Chores.
  • Franchinus Gaffurius ist Kapellmeister am Dom zu Mailand.
  • Johannes Galliculus wirkt – wie aus den Veröffentlichungen des Leipziger Humanisten Christoph Hegendorf hervorgeht – um das Jahr 1520 und danach als Musiker in Leipzig.
  • Heinrich Glarean hält sich während seiner Studienzeit von 1517 bis 1522 in Paris auf und lernt dort auch Jean Mouton kennen.
  • Lupus Hellinck, der im Herbst 1519 nach Brügge zurückgekehrt ist, wirkt als Priester und Chormitglied von St. Donatian.
  • Nikolaus Herman ist Kantor und Lehrer an der Lateinschule in St. Joachimsthal.
  • Hans Kugelmann ist seit 1518 in der Hofkapelle Kaiser Maximilians I. angestellt.
  • Jacotin Le Bel ist bis 1520 als Sänger in der Privatkapelle von Papst Leo X. in Rom tätig.
  • Georg Liban hält Vorlesungen an der Universität Krakau und ist von etwa 1506 bis 1528 an der Schule der Marienkirche als Kantor, seit 1514 als Rektor tätig. Er unterrichtet lateinische Prosodie, Griechisch und Musik.
Über das Leben und Aussehen des englischen Komponisten John Taverner gibt es nur sehr wenige Informationen. Möglicherweise ist er im Forrest-Heyther Partbook (erstellt um 1520) in einem dekorativen „großen E“ abgebildet, versehen mit der lateinischen Sprachrolle: Joh (ann) es Tavern (er).

Instrumentalmusik

Für Laute

  • Capirola Lautenbuch (zusammengestellt von einem Schüler von Vincenzo Capirola)

Für Virginal

Vokalmusik

Geistlich

Weltlich

Musiktheoretische Schriften

  • Pier Maria Bonini – Acutissime observationes
  • Juan de Espinosa
    • Tractado de principios de música práctica e theórica sin dexar ninguna cosa atrás („Traktat der Prinzipien der praktischen und theoretischen Musik“), Toledo
    • Tractado breve de principios de canto llano („Kurzer Traktat über die Prinzipien des Kirchengesangs“), Toledo
  • Franchino Gaffori – Apologia adversus Ioannem Spatarium
  • Johannes Galliculus – Isagoge de compositione cantus (Leipzig 1520 und Wittenberg 1553; als „Libellus de compositione cantus“, Wittenberg 1538)
  • Georg Rhau – Enchiridion musicae mensuralis: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project

Geboren

Geboren um 1520

Genaues Geburtsdatum unbekannt

  • Joan Brudieu, katalanischer Komponist und Kirchenmusiker († 1591)

Gestorben

Gestorben um 1520

  • Johannes Galliculus, deutscher Komponist und Musiktheoretiker (* um 1490)
  • Filippo de Lurano, italienischer Komponist, Sänger und Kleriker (* um 1470)
  • Adam Rener, franko-flämischer Komponist und Sänger (* um 1482)
  • Erhart Öglin, deutscher Buchdrucker mit dem Schwerpunkt Notendruck (* um 1470)

Siehe auch

Portal: Musik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Musik

Einzelnachweise

  1. Bonnie J. Blackburn: Aaron, Aron, Pietro. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Musik in Geschichte und Gegenwart. 2. neubearbeitete Ausgabe Auflage. Personenteil 1. Bärenreiter; Metzler, Kassel/Basel/London/New York/Prag; Stuttgart/Weimar 1999, ISBN 3-7618-1110-1, Sp. 4 f. 
Commons: Musik 1520 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien