Nikolaus Knoepffler

Nikolaus Knoepffler (2023)

Nikolaus Johannes Knoepffler[1] (*1962[2] in Miltenberg) ist ein deutscher Philosoph und Theologe. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Ethik und Leiter des Instituts Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Friedrich-Schiller-Universität Jena[3] sowie Präsident der Deutschen Akademie für Transplantationsmedizin.

Leben und Wirken

Knoepffler erwarb die Lizenziate für Theologie und Philosophie in Rom und wurde in Philosophie (Rom), Theologie (Bern) und Staatswissenschaften (Lüneburg) promoviert. Den Dr. phil. habil. in Philosophie erwarb er 1998 in München. 2002 war er Gastprofessor an der Georgetown University, Washington DC und 2006 am Uehiro Centre of Practical Ethics der University of Oxford. Von 1996 bis 2002 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit 2002 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Ethik an der Universität Jena und Leiter des Bereichs Ethik in den Wissenschaften der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften (FSV) und des überfakultären Ethikzentrums sowie Leiter des Instituts Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin in der dortigen medizinischen Fakultät. Knoepffler ist zudem Präsident der Deutschen Akademie für Transplantationsmedizin und der Neuen Thüringischen Gesellschaft für Philosophie. Er ist Mitglied des Ethikrats der Bayerischen Staatsregierung und der Sechsländerkommission zur Präimplantationsdiagnostik an der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Knoepffler war von 2011 bis 2020 Mitglied der zentralen Ethikkommission für Stammzellforschung der Bundesregierung und von 2020 bis 2023 Mitglied des wissenschaftlichen Coronabeirats des Freistaats Thüringen[4] sowie von 2001 bis 2018 Mitglied der Bayerischen Bioethik-Kommission und von 2020 bis 2023 des Bayerischen Ethikrats der Bayerischen Staatsregierung. Von 2019 bis 2022 bekleidete Knoepffler das Amt des Dekans der FSV.

Von 2006 bis 2013 war er Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs zu Menschenwürde und Menschenrechten, danach mitverantwortlich für das trilaterale DFG-Projekt „Hearts of Flesh - not Stone“ zwischen Israel, Palästina und Deutschland, das sein Kollege in der Theologischen Ethik, Martin Leiner initiiert hatte und im Rahmen des JCRS, Jena Center for Reconciliation Studies, leitete. Er ist assoziierter Forscher im Exzellenzcluster Balance of the Microverse der Universität Jena sowie seit 2024 Principle Investigator im BMBF-Projekt CEPRE und zudem Hauptverantwortlicher eines Teilprojekts im Rahmen des europäischen Projekts EC2U.

Knoepffler ist seit 1996 verheiratet und hat zwei Töchter.

Grundgedanken

Knoepfflers Forschungsschwerpunkte sind die Bedeutung der Menschenwürde für ethische Konfliktfälle, medizinethische und wirtschaftsethische Fragestellungen. In seiner Monografie Würde und Freiheit vergleicht Knoepffler das Würdeverständnis des Grundgesetzes und der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen mit der christlichen und kantischen Konzeption. So wird deutlich, worin der innovative Charakter sowohl der Menschenrechtserklärung als auch des Grundgesetzes besteht, nämlich, das die Menschenrechtserklärung und das Grundgesetz mit der Würde in ester Linie Rechte verbinden, während das Christentum und Kant mit der Würde in ester Line Pflichten verbinden. Zugleich zeigt der Vergleich der vier Konzeptionen von Würde und Freiheit, weshalb beispielsweise in Konfliktfällen am Lebensanfang und Lebensende, bei der Frage nach der Zulässigkeit der Todesstrafe und Folter, beim Ringen um Religions-, Meinung- und Gewissensfreiheit, beim Umgang mit Diskriminierung ween des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung und bei der Frage nach einem angemessenen Asylrecht die vier Konzeptionen nicht zu derselben Antwort kommen. In seinen medizinethischen Schriften vertritt Knoepffler eine integrative Medizinethik m Ausgang on der Menschenwürde als Grundprinzip, die Einsichten des hippokratischen Ethos mit der Vier-Prinzipien-Ethik von Beauchamp/Childress verbindet. Seine wertorientierte Wirtschaftsethik ist insbesondere von den bahnbrechenden Unternehmensreformen von Ernst Abbe in Jena inspiriert. Sowohl in der Medizin- als auch in der Wirtschaftsethik arbeitet Knoepffler mit dem Drei-Ebenen-Modell von Diskurs-, Regel- und Handlungsebene. Es geht darum zu begreifen, dass reine Appelle an den Einzelnen zu kurz greifen, wen es um systematische Problem geht, wie nachhaltiges Wirtschaften.

Schriften (Auswahl)

  • Forschung an menschlichen Embryonen. Was ist verantwortbar? Hirzel, Stuttgart 1999, ISBN 3-7776-0960-9.
  • Menschenwürde in der Bioethik. Springer, Berlin 2004, ISBN 3-540-21455-0.
  • Humanbiotechnologie als gesellschaftliche Herausforderung. Alber, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-495-48143-5.
  • (Hrsg.) Einführung in die angewandte Ethik. Alber, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-495-48142-7.
  • (Hrsg. zusammen mit Julian Savulescu) Der neue Mensch? Enhancement und Genetik. Alber, Freiburg im Breisgau 2009, ISBN 978-3-495-48307-7.
  • Angewandte Ethik. Ein systematischer Leitfaden. Böhlau, Köln 2009, ISBN 978-3-8252-3293-1 (= UTB 3293).
  • (Hrsg.) Facetten der Menschenwürde. Alber, Freiburg im Breisgau 2011, ISBN 978-3-495-48424-1.
  • Der Beginn der menschlichen Person und bioethische Konfliktfelder. Anfragen an das Lehramt. Herder, Freiburg im Breisgau 2012, ISBN 978-3-451-02251-7.
  • Grüne Gentechnik und Synthetische Biologie – keine Sonderfälle (zusammen mit S. Odparlik, J. Achatz, M. O’Malley). Alber, Freiburg im Breisgau 2013, ISBN 978-3-495-48558-3.
  • Schlüsselbegriffe der Philosophie Immanuel Kants. Transzendentalität und Menschenwürde. Utz, München 2014, ISBN 978-3-8316-4329-5.
  • Würde und Freiheit. Vier Konzeptionen im Vergleich. 2. Auflage. Alber, Freiburg im Breisgau 2021 (Erstauflage 2018), ISBN 978-3-495-49249-9.
  • Den Hippokratischen Eid neu denken. Medizinethik für die Praxis. Alber, Freiburg im Breisgau 2021, ISBN 978-3-495-49179-9.
  • Wertorientierte Wirtschaftsethik. Das Jenaer Modell (zusammen mit Reyk Albrecht, Martin O’Malley, Antje Klemm). Alber, Baden-Baden, 2023, ISBN 978-3-495-99782-6.
  • Literatur von und über Nikolaus Knoepffler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Ethikzentrum und Lehrstuhl für Angewandte Ethik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Persönliche Website

Einzelnachweise

  1. CV
  2. Neue Thüringische Gesellschaft für Philosophie e.V.
  3. Neu an der Uni Jena: Prof. Dr. Nikolaus Knoepffler, Lehrstuhl für Angewandte Ethik (Memento vom 26. Mai 2003 im Internet Archive), auf uni-protokolle.de
  4. Wissenschaftlicher Beirat, auf landesregierung-thueringen.de
Normdaten (Person): GND: 122127935 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n94102983 | VIAF: 92394898 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Knoepffler, Nikolaus
ALTERNATIVNAMEN Knoepffler, Nikolaus Johannes (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Philosoph, Inhaber des Lehrstuhls für Angewandte Ethik an der Universität Jena
GEBURTSDATUM 17. Juli 1962
GEBURTSORT Miltenberg