Stoßmine

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Eine andere Bedeutung ist die kontaktauslösende Seemine.
Statue eines vietnamesischen Soldaten mit der Stoßmine

Die Stoßmine war eine japanische Panzerabwehr- und Selbstmordwaffe, die im Zweiten Weltkrieg gegen Kriegsende gegen amerikanische Panzer eingesetzt wurde. Danach wurde die Waffe auch von den Vietnamesen im Indochinakrieg eingesetzt.

Geschichte

Việt-Minh-Kämpfer während der Schlacht von Hanoi

Ähnlich wie die von der deutschen Wehrmacht eingesetzte Hafthohlladung wurde die Stoßmine von einzelnen Soldaten im Nahkampf gegen Panzer eingesetzt. Anders als bei der Haftladung, die mit einem Zeitzünder versehen war und dem Soldaten so die Möglichkeit bot, sich in eine adäquate Deckung zu bringen, löste die Stoßmine sofort aus und vernichtete den Panzer, tötete aber auch den Angreifer. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges starben auf diese Weise zahlreiche japanische Soldaten, auch weil bei den Landungsunternehmen der amerikanischen Streitkräfte die Panzer stets im Verbund mit starken Marine-Corps-Kräften vorgingen. Reine Panzergefechte, wie sie an der Ost- oder Westfront Europas vorkamen, waren auf dem asiatischen Kriegsschauplatz eher selten. Die Hauptlast der Kämpfe im Pazifik trug die Infanterie. Sie war häufig in der Lage, ihre Panzer zu schützen, bevor die Angreifer auch nur in deren Nähe kamen.

Aufbau

Schematische Darstellung einer Stoßmine

Die Stoßmine bestand aus einer konischen Hohlladung. Diese war in einem langen Stahlbehälter eingebaut und mit einem langen Holzgriff versehen. Drei Füße, die den für die Hohlladungswirkung nötigen Abstand gewährleisteten, waren an der Bodenplatte angebracht. Die Spitze der Ladung war mit einer Bohrung versehen, die den Zünder enthielt. Dieser bestand aus einem Schlagbolzen, einem Scherbolzen und einem Sicherungsstift. Letzterer ruhte in einer Metallmanschette.

Anwendung und Wirkung

shitotsu bakurai, lunge mine

Zuerst wurde der Sicherungsstift entfernt. Anschließend näherte sich der Angreifer dem feindlichen Panzer. Die Mine wurde dann im rechten Winkel auf die Panzerplatte gestoßen. Der Holzgriff schnellte nach vorn, brach den Scherbolzen und der wiederum trieb den Schlagbolzen in den Zünder, der die Explosion auslöste. Nach amerikanischen Berichten war die Mine in der Lage, Panzerungen bis zu einer Dicke von 150 mm zu durchschlagen. Da keine Zeitverzögerung nach der Auslösung bestand, wurde der angreifende Soldat beim Einsatz ebenfalls schwer verwundet oder getötet. Ein Angriff mit dieser Waffe kam somit einem Selbstmordeinsatz gleich.

Literatur

  • Shelford Bidwell u. a.: Landkrieg im 20. Jahrhundert: Geschichte, Technik, Strategie. Hrsg. von: Ray Bonds, Gondrom Verlag, Bayreuth 1978, ISBN 3-8112-0148-4. (dt. Übersetzung; engl. Originaltitel: The encyclopedia of land warfare in the 20th century)
  • Ness, Leland (2015): Rikkugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945. 2: Weapons of the Imperial Japanese Army & Navy Ground Forces. Solihull, UK: Helion, ISBN 978-1-909982-75-8.
  • Japanese infantry weapons. In: Military Intelligence Division, US-Department of War (Hrsg.): Special Series. Nr. 19, 31. Dezember 1943, OCLC 14636290 (Textarchiv – Internet Archive). 
  • TM–E 30–480 Handbook on japanese military Forces. In: US-Department of War (Hrsg.): War Department technical Manual. TM–E 30–480. Washington D.C. 15. September 1944, OCLC 5039485 (Textarchiv – Internet Archive). 
Schwerter und Säbel

Typ 32 Säbel • Guntō

Bajonette

Typ 13 • Typ 18 • Typ 22 • Typ 30 • Typ 1

Handwaffen

Typ 26 • Typ 14 • Typ 94 • Nordchina Typ 19

Gewehre

Murata Typ 13 • Murata Typ 16 • Murata Typ 18 • Murata Typ 22 • Arisaka Typ 30 • Arisaka-Typ-30-Karabiner • Arisaka Typ 38 • Arisaka-Typ-38-Karabiner • Arisaka-Typ-44-Karabiner • Arisaka-Typ-97-Scharfschützengewehr • Arisaka Typ 99 • Arisaka-Typ-99-Scharfschützengewehr • TERA-Gewehr • Typ 4 Gewehr

Maschinenpistolen

Typ Be • Typ Su • Typ 100 • Beretta M1938

Leichte Maschinengewehre

Typ 11 • Typ 92 • Typ 96 • Typ 99

Schwere Maschinengewehre

Typ 38 • Typ 3 • Typ 91 • Typ 92 • Typ 92 13,2 mm • Typ 93 13,2 mm • Typ 97 • Typ 98 • Typ 1 • Typ 4

Handgranaten

Typ 10 • Typ 91 • Typ 97 • Typ 98 • Typ 99 • Typ 4

Granatwerfer

Typ 10 • Typ 89 • Typ 91 • Typ 94 • Typ 97 • Typ 100 • Typ 2

Panzerabwehr

Typ 99 Haftmine • Typ 1 Hohlladung • Typ 3 Hohlladung • Typ 4 7-cm-Panzerabwehrbüchse • Typ 5 45-mm-Panzerfaust • Stoßmine

Flammenwerfer

Typ 93 • Typ 100

Patronen

9 × 22 mm • 6,5 × 50 mm Arisaka • 7,7 × 58 mm Arisaka • 8 × 22 mm Nambu • 7 × 20 mm Nambu • 20 × 125 mm M 97

Die Reihenfolge der Waffen entspricht der zeitlichen Einführung bzw. Entwicklung