Telharmonium

Bedienfeld des Telharmonium MARK I von Thaddeus Cahill

Das Telharmonium (auch Dynamophon) wird als erstes Elektromechanisches Musikinstrument angesehen. Es wurde 1897 von seinem Erfinder Thaddeus Cahill (1867–1934) zum Patent angemeldet.[1] Es wurde 1900 in Washington, D.C. gebaut.[2] Zeugen beschrieben den Klang als "klar" und "rein".[3]

Insgesamt wurden drei dieser Anlagen gebaut, von denen die erste (MARK I) am längsten erhalt blieb. Sie sei 1962 demontiert und verschrottet worden.[3]

Existierende Tonaufnahmen sind nicht bekannt.

Name

Das Gerät wurde von der New England Electric Music Company finanziert, um ein Netz zur Fernübertragung von Musik einzurichten. Diese neue Art der Übertragung nannten sie "Telharmony"[1], woraus sich der Name Telharmonium ergab. Der Name Dynamophon leitete sich von der Erzeugung der Töne mittels elektrischer Wechselstromgeneratoren her (siehe Funktionsweise).

Funktionsweise

Der Prototyp MARK I wog 7 Tonnen. Der Musiker saß an einem Bedienfeld, hinter einer Wand befanden sich Mechanismen mit Tongeneratoren, die jeweils einer bestimmten Tonhöhe zugeordnet waren. Zusätzliche Generatoren fügten den Klängen Obertöne hinzu.[3] Das Telharmonium arbeitete nach dem Prinzip eines Zahnradgenerators: Jedes Zahnrad erzeugte einen Ton. Die Anzahl der Zähne eines Rades bestimmten in Verbindung mit der Drehzahl die Tonhöhe.

Das zweite und größte Telharmonium MARK II war etwa 200 Tonnen schwer[3]. Es hatte die Ausmaße einer Kathedralenorgel und wurde unter anderem zum Zweck der musikalischen Fernübertragung über das Telefon eingesetzt (man konnte sich also Musikstücke über das Telefon anhören). Trotz seiner enormen Größe wurde es für Konzerte auch durch die USA transportiert, wobei es bis zu 30 Güterwaggons füllte. Die Anlage war unter anderem deshalb so groß, weil es noch keine elektronischen Verstärker gab und die Tongeneratoren somit echte elektrische Wechselstromgeneratoren waren, die die Leistung für sämtliche per Telefonnetz angeschlossenen Lautsprecher (Telefonhörer mit oder ohne davor montiertem Trichter) selbst erzeugen mussten, um alle Zuhörer mit genügend Schalldruck zu versorgen. Die Spannungen der Generatoren wurden über ein komplexes System von Schaltern und Transformatoren zusammengemischt, um durch additive Synthese verschiedene Klangfarben zu erzeugen, die über den Orgelspieltisch mit mehreren Klaviaturen anschlagdynamisch spielbar waren.

Siehe auch

  • Vintage (Elektronische Musikinstrumente)
  • Hammond-Orgel

Literatur

  • André Ruschkowski: Elektronische Klänge und musikalische Entdeckungen (= Universal-Bibliothek 9663 Reclam-Wissen). Überarbeitete und erweiterte Ausgabe von „Soundscapes“. Reclam, Stuttgart 1998, ISBN 3-15-009663-4
  • Reynold Weidenaar: Magic Music from the Telharmonium. The Scarecrow Press Inc., Metuchen NJ u. a. 1995, ISBN 0-8108-2692-5
  • Ausführliche Beschreibung des Telharmoniums (Englisch) (Memento vom 23. Januar 2009 im Internet Archive)
  • Technische Details, Bilder der Patentschrift. (Englisch)
  • 120 Years of Electronic Music - Thaddeus Cahill's "Dynamophone/Telharmonium" (1897) (Memento vom 16. März 2009 im Internet Archive)
  • Dokumentarfilm Magic Music from the Telharmonium von Reynold Weidenaar
  • Erster Synthesizer – 672 Tasten, 336 Regler, 200 Tonnen schwer in Der Spiegel, Geschichte, 10. Juli 2017, von Danny Kringiel

Einzelnachweise

  1. a b https://web.archive.org/web/20090123015038/http://csunix1.lvc.edu/~snyder/em/dyna.html
  2. Thomas B. Holmes, Thom Holmes: Electronic and Experimental Music: Pioneers in Technology and Composition. Psychology Press, 2002, ISBN 978-0-415-93644-6, S. 43– (google.com). 
  3. a b c d https://www.youtube.com/watch?v=EG1C0E7L8wU
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4271857-0 (lobid, OGND, AKS)