Camille Henrot

Camille Henrot (* 21. Juni 1978 in Paris) ist eine französische bildende Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in New York City, USA. Ihre Werke zeugen von einer großen Medienvielfalt (Installationen, Skulpturen, Zeichnungen und Videokunst). Sie wurde auf der Biennale di Venezia 2013 mit dem Silbernen Löwen als beste junge Künstlerin für ihr Werk Grosse Fatigue ausgezeichnet.[1]

Leben

Camille Henrot studierte an der École nationale supérieure des arts décoratifs in Paris. Sie war im Sommer 2001 die Assistentin von Pierre Huyghe. Sie produzierte ihre ersten Videos und erstellte gleichzeitig Grafiken für Animationsfilme und Werbespots.

Ihre ersten Gruppenausstellungen fanden 2002 statt, u. a. im Rahmen der ersten Nuit blanche in Paris.[2][3]

Grosse Fatigue, ein Video-Screenshot der Kunst von Camille Henrot

2010 wurde Camille Henrot für den Prix Marcel-Duchamp nominiert. Seit 2012 arbeitet sie in den USA und Paris. 2012 war sie Artist in Residence am International Studio and Curatorial Programa in New York, 2013 erhielt sie ein Stipendium am Smithsonian Institution in Washington, D.C. Als Fortsetzung ihres Projekts in diesem Institut wurde Camille Henrot im Juni 2013 von Massimiliano Gioni (Kurator am New Museum in New York und Kurator der Biennale von Venedig 2013) mit einer Animation im internationalen Pavillon der Biennale 2013 betraut, inmitten von Realisierungen, deren roter Faden das enzyklopädische Wissen war. Als Antwort darauf schuf sie ein Video über den Ursprung des Universums mit dem Titel Grosse fatigue.[1] In diesem Video wechseln sich zahlreiche feste oder animierte Bilder ab, die sich wie Browserfenster über den Hintergrund eines Computerbildschirms legen: Bilder von Tieren oder Pflanzen, von Händen, die mit Büchern, anthropologischen Objekten oder Werkzeugen hantieren, von Wissenschaftlern bei der Arbeit und so weiter. Grosse fatigue funktioniert nach dem Prinzip des analogen Denkens und untersucht die aktuellen Phänomene der Serendipität und des Informationsüberflutung sowie die Themen Irrationalität, Wahnsinn oder Euphorie. Inspiriert von verschiedenen Erzählungen über die Entstehung des Universums, wurde der Text des Soundtracks in Zusammenarbeit mit Jacob Bromberg geschrieben und von der Spoken-Word-Künstlerin Akwetey Orraca-Tetteh zu Musik von Joakim Bouaziz rezitiert.[1]

Ausstellungen

In Frankreich wurden ihre Arbeiten im Louvre, im Centre Georges-Pompidou, im Palais de Tokyo[4], im Musée d’art moderne de la Ville de Paris, im Espace culturel Louis Vuitton[5], im Jeu de paume[6] und in der Fondation Cartier[6] ausgestellt. In Deutschland hatte sie Einzelausstellungen 2014 im Schinkel Pavillon (Berlin-Mitte)[7] und 2021 in der Kestner Gesellschaft Hannover.[8]

Im Ausland stellte sie im Museum of Modern Art, im New Museum of Contemporary Art[9], im New Orleans Museum of Arts (NoMa)[10], im Museum of Contemporary Art in Chicago[11], bei Bold Tendencies in London[12], im Nationalmuseum für moderne und zeitgenössische Kunst in Seoul, im Centre pour l'Image Contemporaine in Genf[6] oder im Hara-Kunstmuseum in Tokio aus. Ihre Filme wurden auf Festivals wie der Biennale Moving Images bei ICA in London, dem International Film Festival Rotterdam, dem Internationalen Filmfestival Clermont-Ferrand[13] und der Quinzaine des cinéastes in Cannes[14] gezeigt.

Einzelausstellungen wurden ihr auch von Galerien gewidmet, insbesondere von der Galerie Kamel Mennour.

2016 weihte sie Ma Montagne ein, ein Werk, das in der Gemeinde Pailherols im Département Cantal aufgestellt wurde. Sie pflanzte 38 weiße Skulpturen ein, die von den traditionellen mobilen Barrieren inspiriert waren, mit denen die Parzellen der Sommerweiden auf den Wanderwegen abgesperrt werden.[15] Am Eingang des Dorfes befindet sich eine Installation, die den Umkleideraum des Schäfers darstellt und den symbolischen Ausgangspunkt für den Almauftrieb markiert. Das Ganze ist ein Alphabet, das von den Trigrammen des Yi King inspiriert wurde.[16]

2017 realisiert Camille Henrot eine Carte blanche auf 6000 m² im Palais de Tokyo für ihre Ausstellung Days are Dogs.[17]

Filmografie

  • Grosse fatigue, 2013, 13 Min. Soundtrack von Joakim Bouaziz
  • Le Songe de Poliphile / The Strife of Love In a Dream, 2011, 11 min 11 s
  • Psychopompe, 2011, 50 Min., Video
  • Million Dollars Point, 2011, 5 min 35 s, Video
  • Coupé/Décalé, 2010, 35 min, Video
  • Cynopolis, 2009, 10 min, Super 8 Film und DVCAM, Projektor
  • Wolf Eyes, 2008, 5 min, Video
  • Spatial Film, 2008, 15 min, 16 mm auf Digital Beta übertragen
  • A Mountain for President, 2007, Musikvideo
  • Lonely Hearts, 2007, 3 min, Musikvideo mit Joakim Bouaziz, Gesang Monsters und Silly, Verstatile/K7
  • King Kong Addition, 2007, 90 min, Video
  • Le risque, 2006, Musikvideo mit Ben Ricour, Milk/Warner
  • Le rêve de Ravalec, 2006, produziert von Un monde meilleur/PH, Canal+
  • Courage mon amour !, 2005, 3 Min., Video, Musik von Florencia Di Concilio
  • Le Grand Troupeau, 2005, Video.
  • Dying Living Woman, 2005, 6 Min. 30 Sek., Musik von Benjamin Morando
  • Deep Inside, 7 min, 2005, Video, Musik von Benjamin Morando
  • sCOpe, 2005, 3 min, Video, Musik von Benjamin Morando
  • Vivre à même l'amour, 2005, Musikvideo Ben Ricour, Milk/Warner
  • Les premiers instants, 2004, 3 min, Animationsfilm, Musik von Bastien Lallemant, Nada/tôt ou tard.
  • Hey Bonus!, 2003, Animationsfilm, Musik von Octet, Metronomic/Diamondtraxx.
  • Metawolf, 2002, 3 Min., Video, Musik von Octet.
  • Lansky, 2002, 3 min.
  • Branding, 2002, 3 min, Animationsfilm

Preise und Auszeichnungen

  • 2023: Offizier des Verdienstordens Ordre des Arts et des Lettres
  • 2015: Gewinnerin des ersten Edvard Munch Art Award[18]
  • 2014: Gewinnerin des Nam June Paik Award[19]
  • 2014: Finalistin des Hugo Boss Prize[20]
  • 2013: Silberner Löwe als beste Nachwuchskünstlerin bei der Biennale di Venezia[1]
  • 2010: Nominierung für den Prix Marcel-Duchamp[21]
Commons: Camille Henrot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • «Camille Henrot – Sweet Days of Discipline» im Kunstmuseum St.Gallen. Kunstmuseum St.Gallen, 19. Juni 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch). 
  • [FLASH EXPO] Carte blanche à Camille Henrot au Palais de Tokyo à Paris. Connaissance des Art, 26. Dezember 2017; abgerufen im 1. Januar 1 (französisch). 
  • Ausstellungsrundgang: Camille Henrot. If Wishes Were Horses. Kunsthalle Wien, 4. Mai 2017; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch). 

Einzelnachweise

  1. a b c d BIENNALE DE VENISE : CAMILLE HENROT, PAS FATIGUEE… In: inferno-magazine.com. 7. Juni 2013, abgerufen am 18. August 2024 (französisch). 
  2. Nuit Blanche 7 octobre 2006 Dossier de presse. (PDF) .paris.fr, 28. Juni 2006, abgerufen am 18. August 2024. 
  3. Thierry Delbart: Karaoké Chorale - Camille Henrot - Nuit Blanche 2006, Paris Bercy. 4. März 2009, abgerufen am 18. August 2024. 
  4. Exposition personnelle dans les "Modules" du palais de Tokyo en 2006 et exposition collective "Dynasty" en 2010, en collaboration avec le musée d’art moderne de la Ville de Paris.
  5. Sausset Damien: Odile Decq - Camille Henrot, Espace Culturel Louis Vuitton, Paris, 4 juin - septembre 2010. In: artpress.com. 1. September 2010, abgerufen am 17. August 2024 (französisch). 
  6. a b c Camille Henrot. In: paris-art.com. 2006, abgerufen am 17. August 2024 (französisch). 
  7. Schinkel Pavillon. In: schinkelpavillon.de. Abgerufen am 16. August 2024. 
  8. Camille Henrot | Mother Tongue. In: kestnergesellschaft.de. 2021, abgerufen am 16. August 2024. 
  9. Camille Henrot: The Restless Earth. In: newmuseum.org. 5. Juli 2014, abgerufen am 17. August 2024 (englisch). 
  10. Camille Henrot: Cities Of Ys At The New Orleans Museum Of Art. In: noma.org. 22. Oktober 2013, abgerufen am 17. August 2024 (englisch). 
  11. Camille Henrot. In: mcachicago.org. 3. September 2016, abgerufen am 17. August 2024 (englisch). 
  12. Bold Tendencies | Archive. In: boldtendencies.com. 2011, abgerufen am 17. August 2024 (englisch). 
  13. Festival de Clermont-Ferrand 2012. In: formatcourt.com. 28. Januar 2012, abgerufen am 17. August 2024 (französisch). 
  14. Camille Henrot. In: quinzaine-cineastes.fr. Abgerufen am 17. August 2024 (englisch). 
  15. Exposition : les claies ouvrent la mémoire des burons. In: www.lamontagne.fr. 2. Juni 2016 (französisch, lamontagne.fr [abgerufen am 16. August 2024]). 
  16. Ma montagne, une œuvre de Camille Henrot à Pailherols (Cantal) - Ministère de la Culture. In: www.culture.gouv.fr. Abgerufen am 19. August 2018 (französisch). 
  17. Elisabeth Frank-Dumas: Camille Henrot, une semaine d’impairs. In: Libération.fr. 23. Oktober 2017 (französisch, liberation.fr [abgerufen am 16. August 2024]). 
  18. The recipient of the Edvard Munch Art Award 2015 is the French artist Camille Henrot. In: munchmuseet.no. 12. Dezember 2015, abgerufen am 18. August 2024 (englisch). 
  19. Nam June Paik Award 2014 -. Abgerufen am 18. August 2024 (deutsch). 
  20. The Hugo Boss Prize 2014. In: guggenheim.org. Abgerufen am 18. August 2024 (englisch). 
  21. Pierre Aimar: Les artistes nommés pour le Prix Marcel Duchamp 2010 : Céleste Boursier-Mougenot, Cyprien Gaillard, Camille Henrot, Anne-Marie Schneider,. In: arts-spectacles.com. 13. Februar 2010, abgerufen am 18. August 2024 (französisch). 
Normdaten (Person): GND: 132249677 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n2010070609 | VIAF: 6088864 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Henrot, Camille
KURZBESCHREIBUNG französische bildende Künstlerin
GEBURTSDATUM 21. Juni 1978
GEBURTSORT Paris