Punktefahren
Das Punktefahren ist eine Disziplin des Bahnradsports. Es gehört zu den Ausdauerdisziplinen mit Massenstart. Punktefahren wird als Einzeldisziplin wie auch als Teil des Omniums ausgetragen. Die Regeln des Punktefahrens finden zudem sinngemäß Anwendung im Zweier-Mannschaftsfahren (Madison) und im Temporennen.
Regeln
Die Regeln fürs Punktefahren werden durch Abschnitt 3.2 § 7 des UCI-Regelwerks festgelegt. Die zu fahrende Distanz ist von der Kategorie abhängig und beträgt bei wichtigen Veranstaltungen (Weltmeisterschaften, Nations Cup etc.) 40 Kilometer für Männer, 25 Kilometer für Frauen und Junioren und 20 Kilometer für Juniorinnen. Ziel ist es allerdings nicht, die Distanz als erster zurückzulegen, sondern über das Rennen hinweg Punkte zu sammeln. Dies kann auf zwei Wegen geschehen:
- Bei Zwischensprints, in denen die ersten vier Fahrer 5, 3, 2 bzw. 1 Punkt erhalten; im letzten Sprint sind die Punkte verdoppelt (10, 6, 4, 2). Zwischensprints werden alle zehn Runden ausgefahren, bei Bahnen ab 333 Metern Länge alle fünf Runden. Bei Zwischensprints sind die Regeln der Sprint-Disziplin maßgeblich.
- Durch Rundengewinn, wobei ein oder mehrere Fahrer den Rest des Felds überrunden, wofür 20 Punkte vergeben werden. Als Hauptfeld gilt die größte Gruppe von Fahrern, die auf der Bahn unterwegs sind, wobei die letzte Entscheidung über deren Lage der Rennjury obliegt.[1] Nach einem Rundengewinn reihen sich die Fahrer wieder im Feld ein und werden beim nächsten Zwischensprint nicht mehr gesondert betrachtet. Erfolgt ein Rundengewinn allerdings während einer Sprintrunde, erhalten die Fahrer zusätzlich die Punkte für den Sprint.
Gewonnen hat, wer am Ende die meisten Punkte errungen hat. Im Falle von Punktgleichheit zählt die Reihenfolge der Zielankunft.
Die Maximalzahl der Fahrer, die an einem Lauf teilnehmen können, ist abhängig von der Bahnlänge; bei 250-Meter-Bahnen beträgt sie 24.[2] Nehmen mehr Fahrer an einem Wettbewerb teil, wird zunächst eine Qualifikation mit reduzierter Distanz ausgetragen.
Holen Fahrer, die vor dem Hauptfeld liegen, solche ein, die dahinter zurückliegen, dürfen letztere keine Führungsarbeit für erstere leisten. Sie dürfen aber in deren Sog mitfahren, um wieder zum Hauptfeld zurückzugelangen. Fahrer, die eine Runde auf das Hauptfeld verlieren, erhalten einen Abzug von 20 Punkten, so dass das Punktekonto negativ sein kann. Wer eine oder mehrere Runden zurückliegt, kann nach Ermessen der Jury aus dem Rennen genommen werden. Wie auch bei anderen Rennen mit Massenstart kann bei Stürzen oder Pannen einzelner Fahrer eine Neutralisation verhängt werden; die Betroffenen haben dann fünf Runden Zeit, wieder ins Rennen zurückzukehren.[3] Bei Massenstürzen kann auch eine Unterbrechung oder gar ein Neustart erforderlich sein.
Entwicklung
Das Punkterennen gehört, in wechselnden Austragungsformen, zu den ältesten Bahnradsport-Disziplinen überhaupt, hatte aber lange Zeit keinen gehobenen Status. Eine Austragung bei den Olympischen Sommerspielen 1900 wurde erst viele Jahrzehnte später als olympischer Wettbewerb anerkannt (siehe dort). Unstreitig war das Punktefahren von 1984 bis 2008 im olympischen Radsport-Programm, dann verschwand es zugunsten des Omniums. Bei Bahnradsport-Weltmeisterschaften stand das Punktefahren erstmals 1977 für Amateure im Programm, seit 1980 auch für Profis. Seit 1993 wird nicht mehr zwischen Amateuren und Profis unterschieden.
Bis zu einer Regeländerung Anfang 2002 wurden für einen Rundengewinn keine Punkte vergeben; stattdessen wurden Fahrer erst nach gefahrenen Runden und dann erst nach Punkten klassiert. Ein Fahrer konnte also durchaus mehr Punkte haben als ein Konkurrent; wenn dieser einen Rundengewinn herausgefahren hatte, wurde er trotzdem vor dem Fahrer mit mehr Punkten platziert. Seit 2002 zählen nur noch die erzielten Punkte (eingedenk der 20 für einen Rundengewinn), was bei der WM 2002 erstmals Anwendung fand.[4]
Die Verdoppelung der Punkte im letzten Sprint war 2002 ebenfalls abgeschafft worden und wurde im Oktober 2016 wieder eingeführt.[5][6] Die Regelung, dass bei Rundengewinn in einer Sprintrunde auch Sprintpunkte an die Führenden vergeben werden, wurde 2023 eingeführt.[7]
Ergebnisse bei Bahnradsport-Weltmeisterschaften
Männer
Im Jahr 1993 wurde die Trennung zwischen Profis und Amateuren aufgehoben. Seitdem finden die Bahn-Weltmeisterschaften in der neuen Elite-Kategorie statt.
In den Jahren der Olympischen Spiele 1984, 1988 und 1992 wurde der Amateur-Wettbewerb bei Weltmeisterschaften nicht ausgetragen.
Amateure bis 1991
Jahr | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|
1977 | Belgien Constant Tourné | Polen Jan Faltyn | Sowjetunion Nicolai Makarow |
1978 | Belgien Noël Dejonckheere | Schweiz Walter Baumgartner | Frankreich Jean-Jacques Rebière |
1979 | Tschechien Igor Sláma | Italien Pierangelo Bincoletto | Schweiz Urs Freuler |
1980 | Australien Gary Sutton | Sowjetunion Wiktor Manakow | Deutschland BR Josef Kristen |
1981 | Deutschland Demokratische Republik 1949 Lutz Haueisen | Vereinigte Staaten Leonard Nitz | Danemark Michael Marcussen |
1982 | Deutschland Demokratische Republik 1949 Hans-Joachim Pohl | Danemark Michael Marcussen | Osterreich Karl Krenauer |
1983 | Danemark Michael Marcussen | Deutschland Demokratische Republik 1949 Hans-Joachim Pohl | Sowjetunion Jonas Romanovas |
1985 | Tschechien Martin Penc | Schweiz Philippe Grivel | Danemark Dan Frost |
1986 | Danemark Dan Frost | Deutschland Demokratische Republik 1949 Olaf Ludwig | Vereinigte Staaten Leonard Nitz |
1987 | Sowjetunion Marat Ganejew | Deutschland BR Uwe Messerschmidt | Frankreich Pascal Lino |
1989 | Sowjetunion Marat Satybaldijew | Italien Fabio Baldato | Niederlande Leo Peelen |
1990 | Australien Stephen McGlede | Schweiz Bruno Risi | Danemark Jan Bo Petersen |
1991 | Schweiz Bruno Risi | Australien Stephen McGlede | Danemark Jan Bo Petersen |
Profis bis 1992
Jahr | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|
1980 | Belgien Constant Tourné | Italien Giovanni Mantovani | Deutschland Heinz Betz |
1981 | Schweiz Urs Freuler | Australien Danny Clark | Italien Giuseppe Saronni |
1982 | Schweiz Urs Freuler | Australien Gary Sutton | Liechtenstein Roman Hermann |
1983 | Schweiz Urs Freuler | Italien Guido Bontempi | Australien Gary Sutton |
1984 | Schweiz Urs Freuler | Australien Gary Sutton | Deutschland Henry Rinklin |
1985 | Schweiz Urs Freuler | Schweiz Hans Ledermann | Italien Stefano Allocchio |
1986 | Schweiz Urs Freuler | Belgien Michel Vaarten | Italien Stefano Allocchio |
1987 | Schweiz Urs Freuler | Vereinigtes Konigreich Tony Doyle | Belgien Roger Ilegems |
1988 | Schweiz Daniel Wyder | Italien Adriano Baffi | Danemark Michael Marcussen |
1989 | Schweiz Urs Freuler | Australien Gary Sutton | Tschechien Martin Penc |
1990 | Frankreich Laurent Biondi | Danemark Michael Marcussen | Australien Danny Clark |
1991 | Sowjetunion Wjatscheslaw Jekimow | Frankreich Francis Moreau | Niederlande Peter Pieters |
1992 | Schweiz Bruno Risi | Litauen Jonas Romanovas | Argentinien Juan Esteban Curuchet |
Elite ab 1993
Jahr | Gold | Silber | Bronze |
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1993 | Belgien Etienne De Wilde | Frankreich Éric Magnin | Ukraine Wassyl Jakowlew |
1994 | Schweiz Bruno Risi | Danemark Jan Bo Petersen | Osterreich Franz Stocher |
1995 | Italien Silvio Martinello | Litauen Remigijus Lupeikis | Sergei Lawrenenko |
1996 | Spanien Joan Llaneras | Danemark Michael Sandstød | Italien Silvio Martinello |
1997 | Italien Silvio Martinello | Schweiz Bruno Risi | Spanien Joan Llaneras |
1998 | Spanien Joan Llaneras | Deutschland Andreas Kappes | Italien Silvio Martinello |
1999 | Schweiz Bruno Risi | Ukraine Wassyl Jakowlew | Ho Sung Cho |
2000 | Spanien Joan Llaneras | Belgien Matthew Gilmore | Osterreich Franz Stocher |
2001 | Schweiz Bruno Risi | Argentinien Juan Esteban Curuchet | Osterreich Franz Stocher |
2002 | Vereinigtes Konigreich Chris Newton | Osterreich Franz Stocher | Argentinien Juan Esteban Curuchet |
2003 | Osterreich Franz Stocher | Spanien Joan Llaneras | Niederlande Jos Pronk |
2004 | Frankreich Franck Perque | Uruguay Milton Wynants | Argentinien Juan Esteban Curuchet |
2005 | Ukraine Wolodymyr Rybin | Griechenland Ioannis Tamouridis | Spanien Joan Llaneras |
2006 | Niederlande Peter Schep | Polen Rafał Ratajczyk | Belarus Wassil Kiryjenka |
2007 | Spanien Joan Llaneras | Belgien Iljo Keisse | Russland Michail Ignatjew |
2008 | Belarus Wassil Kiryjenka | Frankreich Christophe Riblon | Niederlande Peter Schep |
2009 | Australien Cameron Meyer | Danemark Daniel Kreutzfeldt | Vereinigtes Konigreich Chris Newton |
2010 | Australien Cameron Meyer | Niederlande Peter Schep | Tschechien Milan Kadlec |
2011 | Kolumbien Edwin Ávila | Australien Cameron Meyer | Frankreich Morgan Kneisky |
2012 | Australien Cameron Meyer | Vereinigtes Konigreich Ben Swift | Belgien Kenny De Ketele |
2013 | Vereinigtes Konigreich Simon Yates | Spanien Eloy Teruel | Russland Kirill Sweschnikow |
2014 | Kolumbien Edwin Ávila | Neuseeland Thomas Scully | Spanien Eloy Teruel |
2015 | Russland Artur Jerschow | Spanien Eloy Teruel | Deutschland Maximilian Beyer |
2016 | Vereinigtes Konigreich Jonathan Dibben | Osterreich Andreas Graf | Belgien Kenny De Ketele |
2017 | Australien Cameron Meyer | Belgien Kenny De Ketele | Polen Wojciech Pszczolarski |
2018 | Australien Cameron Meyer | Niederlande Jan-Willem van Schip | Vereinigtes Konigreich Mark Stewart |
2019 | Niederlande Jan-Willem van Schip | Spanien Sebastián Mora | Irland Mark Downey |
2020 | Neuseeland Corbin Strong | Spanien Sebastián Mora | Niederlande Roy Eefting |
2021 | Frankreich Benjamin Thomas | Belgien Kenny De Ketele | Niederlande Vincent Hoppezak |
2022 | Niederlande Yoeri Havik | Deutschland Roger Kluge | Belgien Fabio Van den Bossche |
2023 | Neuseeland Aaron Gate | Spanien Albert Torres | Belgien Fabio Van den Bossche |
Frauen
Jahr | Gold | Silber | Bronze |
---|---|---|---|
1988 | Vereinigtes Konigreich Sally Hodge | Schweiz Barbara Ganz | Niederlande Monica de Bruin |
1989 | Frankreich Jeannie Longo | Schweiz Barbara Ganz | Vereinigte Staaten Janie Eickhoff |
1990 | Neuseeland Karen Holliday | Sowjetunion Swetlana Samochwalowa | Belgien Kristel Werckx |
1991 | Niederlande Ingrid Haringa | Belgien Kristel Werckx | Vereinigte Staaten Janie Eickhoff |
1992 | Niederlande Ingrid Haringa | Schweiz Barbara Ganz | Vereinigte Staaten Janie Eickhoff |
1993 | Niederlande Ingrid Haringa | Russland Swetlana Samochwalowa | Vereinigte Staaten Jessica Grieco |
1994 | Niederlande Ingrid Haringa | Russland Swetlana Samochwalowa | Belarus Ludmilla Goronskaja |
1995 | Russland Swetlana Samochwalowa | Italien Nada Cristofoli | Frankreich Nathalie Lancien |
1996 | Russland Swetlana Samochwalowa | Vereinigte Staaten Jane E. Quigley | Russland Gulnara Fatkulina |
1997 | Russland Natalja Karimowa | Spanien Teodora Ruano Sanchón | Mexiko Belem Guerrero |
1998 | Spanien Teodora Ruano Sanchón | Mexiko Belem Guerrero | Russland Olga Sljussarewa |
1999 | Frankreich Marion Clignet | Deutschland Judith Arndt | Neuseeland Sarah Ulmer |
2000 | Frankreich Marion Clignet | Deutschland Judith Arndt | Russland Olga Sljussarewa |
2001 | Russland Olga Sljussarewa | Australien Katherine Bates | Mexiko Belem Guerrero |
2002 | Russland Olga Sljussarewa | Tschechien Lada Kozlikowa | Italien Vera Carrara |
2003 | Russland Olga Sljussarewa | Litauen Edita Kubelskiene | Kuba Yoanka González Pérez |
2004 | Russland Olga Sljussarewa | Italien Vera Carrara | Mexiko Belem Guerrero |
2005 | Italien Vera Carrara | Russland Olga Sljussarewa | Australien Katherine Bates |
2006 | Italien Vera Carrara | Russland Olga Sljussarewa | Spanien Gema Pascual |
2007 | Australien Katherine Bates | Danemark Mie Bekker Lacota | Neuseeland Catherine Cheatley |
2008 | Niederlande Marianne Vos | Danemark Trine Schmidt | Italien Vera Carrara |
2009 | Italien Giorgia Bronzini | Kuba Yumari González | Vereinigtes Konigreich Elizabeth Armitstead |
2010 | Kanada Tara Whitten | Neuseeland Lauren Ellis | Belarus Tatjana Scharakowa |
2011 | Belarus Tatjana Scharakowa | Tschechien Jarmila Machačová | Italien Giorgia Bronzini |
2012 | Russland Anastassija Tschulkowa | Kanada Jasmin Glaesser | Irland Caroline Ryan |
2013 | Tschechien Jarmila Machačová | Mexiko Sofía Arreola | Italien Giorgia Bronzini |
2014 | Australien Amy Cure | Deutschland Stephanie Pohl | Kanada Jasmin Glaesser |
2015 | Deutschland Stephanie Pohl | Japan Minami Uwano | Vereinigte Staaten Kimberley Geist |
2016 | Polen Katarzyna Pawłowska | Kanada Jasmin Glaesser | Kuba Arlenis Sierra |
2017 | Vereinigtes Konigreich Elinor Barker | Vereinigte Staaten Sarah Hammer | Niederlande Kirsten Wild |
2018 | Niederlande Kirsten Wild | Vereinigte Staaten Jennifer Valente | Kanada Jasmin Duehring |
2019 | Australien Alexandra Manly | Irland Lydia Boylan | Niederlande Kirsten Wild |
2020 | Großbritannien Elinor Barker | Vereinigte Staaten Jennifer Valente | Norwegen Anita Yvonne Stenberg |
2021 | Belgien Lotte Kopecky | Großbritannien Katie Archibald | Niederlande Kirsten Wild |
2022 | Großbritannien Neah Evans | Danemark Julie Leth | Vereinigte Staaten Jennifer Valente |
2023 | Belgien Lotte Kopecky | Australien Georgia Baker | Japan Tsuyaka Uchino |
Einzelnachweise
- ↑ Artikel 3.2.017 des UCI-Regelwerks
- ↑ Artikel 3.1.009 des UCI-Regelwerks
- ↑ Artikel 3.2.020 bis des UCI-Regelwerks
- ↑ World Track Championships Copenhagen 2002. CyclingNews, September 2002; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch).
- ↑ UCI Management Committee agrees key changes to the regulations of three cycling disciplines. uci.ch, 13. Oktober 2016, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
- ↑ Amendments to regulations with effect on 14.10.2016. (PDF) uci.ch, 13. Oktober 2016, abgerufen am 13. Oktober 2016 (englisch).
- ↑ Regulations amendments applying on 01.08.2023. Union Cycliste Internationale, 10. Mai 2023; abgerufen im 1. Januar 1 (englisch). Artikel 3.2.125